QUALLEY IST DER NEUE BOGART

Schauplatz und Protagonisten verweisen auf B-Movies der Vierziger: Ein kalifornisches Wüsten-Kaff und ein zynischer Privatdetektiv. Nur, dass es diesmal eine Detektivin ist. Okay, das ist nicht ganz neu: Die Coen-Brothers haben schon Frances McDormand in FARGO (1996) als Polizeichefin Marge Gunderson auf die Spur eines Killer gesetzt. Selbst Eve Meyer hat in der Genre-Parodie EVE AND THE HANDYMAN (1961) bereits in breitkrempigem Hut und Trenchcoat ermittelt. Aber Margaret Qualleys Privatdetektivin Honey O’Donahue bietet eine neuartige Deutung dieses Rollentyps:

Ihre Sprüche sind ebenso cool wie die von Humphrey Bogart oder Robert Mitchum. Ihre Klamotten hingegen sindweder pragmatisch, noch Zitat der männlichen Vorgänger, sondern in hohem Maße sexy. Aber sie behindern nicht ihre Mobilität. So eilt sie mit hochhackigen Schuhen problemlos über Schutt, Geröll und Abhänge. Und sie ist ein Womanizer. Wenn ein Typ sie anmacht, erwidert sie: „Ich steh auf Girls.“ Als Detektivin besitzt Honey eine lässige Eleganz, die man in Film Noir-Klassikern allenfalls einer Femme fatale wie Jane Greer oder Lauren Bacall zugestand. Einziger Minuspunkt: Die Kippe fehlt. Anderseits ist völliger Rauchverzicht besser als eine „Aktualisierung“ durch E-Dampfer.

Margaret Qualley, Tochter von Hollywoodstar Andie McDowell, hat in den letzten zwei Kinojahren durch Filme wie POOR THINGS, KIND OF KINDNESS und THE SUBSTANCE bewiesen, dass sie in der ersten Liga spielt. HONEY DON’T bestätigt diesen Rang.