Den Blutsauger denken: Vampire in Dichtung und Philosophie
Eine Notiz anlässlich der Premiere von NOSFERATU (1922)
Der englische Schriftsteller Basil Copper wunderte sich in „The Vampire: In Legend, Fact and Art“ (1973), weshalb Vampire erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Literatur eroberten. Vor Dr. John Polidoris Novelle „The Vampyre“ (1819) gab es in Europa keinerlei Dichtung über blutsaugende Untote Das ist umso erstaunlicher, weil sich Vampir-Mythen bereits im Europa des 17. und 18. Jahrhundert wie ein Lauffeuer ausbreiteten.
Als erster Mensch, der in schriftlicher Form als Vampir denunziert wurde, gilt der Bauer Jure Grando aus dem Dorf Kringa (damals Republik Venedig, heute Kroatien). Der soll 1672 sein Grab verlassen und Frauen der Ortschaft überfallen haben.
Sechzig Jahre später schrieb der Geistliche und Vampirologe Michael Ranft aus Güldengossa den „Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern, Worin die wahre Beschaffenheit derer Hungarischen Vampyrs und Blut-Sauger gezeigt, Auch alle von dieser Materie bißher zum Vorschein gekommene Schrifften recensiret werden“ (Leipzig, 1734).
Noch im 19. Jahrundert hielten romantische Naturphilosophen wie Carl Gustav Carus an der Existenz der Vampire fest und versuchten sie theoretisch zu untermauern. Diesen Vampirologen errichtete Bram Stoker in seinem „Dracula“-Roman (1897) mit der Figur des Dr. van Helsing ein wildes und würdiges Denkmal.